Kopfweiden gehören zu unserer Kulturlandschaft

Gänse, Schwäne, ein laut klapperndes Storchenpaar sowie Biberspuren konnten die Mitglieder der NABU-Gruppe Glauburg während ihres Arbeitseinsatzes in der Nähe der Bleichemündung bei Stockheim beobachten. Wie jeden Winter in den vergangen 20 Jahren schnitten sie die dort gepflanzten Kopfweiden.

Von Natur aus bieten Talauen mit ihren feuchten und zeitweise überfluteten Wiesen sehr vielen Tier- und Pflanzenarten einen idealen Lebensraum. Durch das Trockenlegen der Flächen und die Begradigung von Flüssen gewann man zwar neues Kulturland, aber vielen Lebewesen wurde die Existenzgrundlage entzogen. Selbst heute entstehen zwischen Stock­heim und Glauberg noch neue Ackerflächen. Allerdings hat sich der Trend allmählich umgekehrt. An vielen Stellen startete man Renaturierungsprojekte und setzte sie mit großem finanziellen Aufwand um. Eines der Gebiete liegt zwischen Stock­heim, Selters und Effolderbach. Dort wurden Teiche angelegt und die Nidder darf sich ihren Weg über Seitenarme wieder selbst frei gestalten.

Auch das Gebiet „Im Hessel“ westlich von Stock­heim hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Ein Storchenpaar bewohnt den auf einem alten Strommast errichteten Horst und zieht regelmäßig junge Adebare auf. Nilgänse und Schwäne grasen in den Wiesen und am weiter nördlich gelegenen Nidderufer ist der Biber heimisch geworden. Selbst der Eisvogel ist zuweilen zu beobachten.

Der Eingriff der Mensch in die Natur hat an einigen Stellen aber auch Nischen geschaffen, die von sogenannten „Kulturfolgern“ genutzt werden. Dazu gehören die Kleinbiotope, die im Geäst der Kopfweiden zu finden sind. Kopfweiden entstanden in der Vergangenheit dadurch, dass man die Jahrestriebe im Winter erntete und daraus Körbe flocht. Da Weiden kein Kernholz entwickeln sondern nur Splintholz, sind sie anfällig für Pilzbefall. Durch die beim Schneiden entstehenden Verletzungen des Baumes gelan­gen Pilzsporen in den „Kopf“ und sorgen im Lauf der Zeit für das allmähliche Vermodern und die Entstehung von Höhlen in seinem Inneren. Diese werden von Vögeln als Nisthilfe angenommen und von seltenen Käfern als Lebensraum genutzt, so z.B. dem Eremit, dem Moschusbock oder dem Weberbock.

So schuf die traditionelle Bewirtschaftungsmethoden Kleinbiotope, die von hohem ökologischen Stellenwert sind. In unserer Zeit bestehen Körbe aus Plastik und Weidenpfähle aus Metall. Es gibt also keinen ökonomischer Anreiz mehr, Weidenzweige zu ernten und zu verwerten. Daher werden Kopf­weiden immer seltener. Mit ihrer Aktion versucht der NABU Glauburg, die alte Tradition wieder zu beleben und den auf Moder- und Totholz angewiesenen Tieren eine Chance zu geben. Die Aktion wird vom Bauhof der Gemeinde Glauburg aktiv unterstützt indem die Mitarbeiter die an­fallenden Zweige entsorgen.

 

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